Geschichte als Lehrmeisterin des Lebens: Ausstellung "Jüdische Nachbarn" zu Gast

„Dem Prinzip Ciceros folgend, dass die Geschichte die Lehrmeisterin des Lebens sei, sollten wir an speziellen Gedenktagen diese hinzuziehen, um über unsere Gegenwart und über unsere Zukunft zu reflektieren. Dahingehend haben wir als Nelson-Mandela-Gesamtschule zum Gedenktag der Shoa (Holocaust) die Ausstellung "Jüdische Nachbarn" des landesweiten Netzwerks „Erziehung nach Auschwitz“ erhalten“, so Geschichtslehrer Anil Kocak. Diese besteht aus 14 Roll-Ups, die vier Wochen im Oberstufentrakt zugänglich waren.

In der Geschichtswissenschaft hat sich in den letzten Jahren im Bereich der Forschung die Perspektive im Umgang mit dem Gegenstand des Nationalsozialismus verschoben. Im Fokus stehen seit geraumer Zeit nicht nur die Opfer-Täter-Beziehungen und Schemata, sondern die biografische und individuelle Darstellung der Menschen jener Zeit, die man auch unabhängig vom Terror des Dritten Reichs betrachten möchte. Diesen modifizierten Zugang verdeutlicht auch diese Ausstellung "Jüdische Nachbarn".

Denn diese gibt uns einen Eindruck in die Einzelschicksale jener Menschen jüdischen Glaubens in Stadt und Land, die im Raum Westfalen-Lippe gewöhnliche Nachbarn waren, und stellt ihre Biografien dar. Es gilt diese Menschen nicht nur als Opfer wahrzunehmen, sondern sie auch als Individuen zu verstehen und anzunehmen. Dahingehend hat auch jedes Roll-Up eine Biografien-Karte, die am unteren Ende platziert ist.

Im Rahmen des Gesellschaftslehre-Unterrichts besuchten zahlreiche Kurse und Klassen die Wanderausstellung. „Wir lesen gerade das Buch „Damals war es Friedrich“ von Hanns-Peter Richter im Deutschunterricht. Dass auch so viele jüdische Menschen hier ganz in der Nähe verfolgt und ermordet wurden, wusste ich vorher nicht“, äußerte sich Lea, nachdem sie die Biografien der Familie Humberg aufmerksam studiert hatte. Diese betrieb eine Metzgerei und einen Manufakturwarenladen und wohnte bis zu ihrer Deportation 1941 in Dingden.

Und Klassen des 9. Jahrgangs stellten sich im Unterricht gerade die Frage „Wie konnte der Nationalsozialismus an die Macht kommen?“, sodass die Beschäftigung mit Einzelschicksalen die Geschichte spür- und fühlbar machte.

„Ich habe den Eindruck, dass die Ausstellung am Ende als Bereicherung verstanden werden konnte“, so Kocak, der zahlreiche positive Rückmeldungen von Kolleg*innen bekam, nachdem sie die Ausstellung mit interessierten Lerngruppen besuchten.

 

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