Goedemorgen – Fast wie im richtigen Leben. das niederländische Dorf in der Mensa
Seit 2016 einmal jährlich schlagen Studierende des Instituts für Niederländische Philologie der WWU Münster in der Nelson-Mandela-Gesamtschule ihre rot-weiß-blauen Zelte auf, um mit den Schülerinnen und Schülern alltägliche niederländische Gespräche zu führen. Auch diesmal wurde die weitläufige Mensa wieder mit viel Liebe zum Detail in eine „niederländische Welt“ umgestaltet. Eine Erweiterung stellte dieses Jahr die Station rund um das Nachbarland Belgien dar, da im Rahmen des Erasmus +-Programms ein Schüleraustausch mit Leuven stattfindet.
Nach dem Check-in mit einem Pass, der durch das Dorf führt, konnten Stationen wie het café, de politie, het uitwisselingsbureau und de winkel besucht werden. Außerdem nahmen die Jugendlichen noch an einer Marktforschung teil und wurden zum Thema „Mein Tagesablauf“ interviewt. Darüber hinaus hatten diesmal Luis und Lea (EF), nach 5 Jahren Niederländisch-Unterricht in der Sek I, für die ‚Anfänger‘ ein Vokabel-Bingo vorbereitet. Dort testeten die Besucher die noch frischen Vokabelkenntnisse.
Im Laden konnten typisch niederländische Lebensmittel eingekauft werden. Wer eine Herausforderung sucht, konnte Produkte, die nicht in Ordnung waren, reklamieren.
Um bei Kräften zu bleiben, wurde beim Dorfbummel im Café eine Bestellung aufgegeben und dann das Gewünschte auch wirklich verzehrt. Diese Station gefiel den Jugendlichen verständlicherweise besonders gut, zumal das Kuchenbuffet reichlich gefüllt war. Chocomel und chocoladetaart fanden reißenden Absatz.
An den einzelnen Stationen wurden sie von Lehramtstudierenden des Niederländischen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster begrüßt. Die versierten Sprachprofis fungieren als Sprechpartner und schlüpfen in die Rolle der Servicekraft oder der Bedienung. Darauf hatten sie sich im laufenden Semester im Rahmen eines Didaktikseminars bei Frau Dr. Poschen und Herrn Urbanek vorbereitet.
„Das aktive Sprechen darf neben Vokabellernen und Grammatik beim Unterricht einer Fremdsprache natürlich nicht zu kurz kommen“, so Moritz Zimmer, Niederländischlehrer der Nelson-Mandela-Gesamtschule. „Deswegen ist es umso wichtiger, dass die Schülerinnen und Schüler im „taaldorp“ ganz praktisch ihre sprachliche Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Und den Satz „Kun je een beetje langzamer spreken“ haben alle vorher auswendig gelernt, um die Aufregung ein bisschen zu legen“, so Zimmer lächelnd.
Die Schüler besuchen das Dorf als „Touristen“ und begeben sich in Gesprächssituationen, die sie auf Niederländisch bewältigen müssen. Je nach Zutrauen können sie auf unterschiedlichen Niveaustufen agieren und sich anschließend von den Studierenden ein Feedback über ihre Aussprache und ihre kommunikativen Fähigkeiten im Niederländischen abholen.
„Das Projekt Sprachdorf hat gezeigt, dass Jugendliche besser zu motivieren sind, in einer Fremdsprache zu kommunizieren, wenn sie ihre erlernten Sprachkenntnisse in alltäglichen Lebenssituationen unter Beweis stellen können und nicht nur in vorbereiteten Dialogen“, so die Initiatorin und Niederländischlehrerin Frau Winter, ehemalige Dozentin am Institut für Niederländische Philologie und Fachleiterin am ZfsL Münster. Das für den Fremdsprachenunterricht als Pilotprojekt mit der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster entwickelte Lernszenario „taaldorp“ ist im Lehrplan Niederländisch der Nelson-Mandela-Gesamtschule inzwischen fest verankert.
Und die Erleichterung, dass alle sie gut verstanden haben, brachten Koray und Linus am Ende ihres Dorfbesuches zum Ausdruck: „Wir haben gemerkt, dass wir von Station zu Station lockerer wurden und einfach drauflosgeredet haben. Die waren auch alle supernett und haben uns immer gleich verstanden und uns auch für unsere Aussprache gelobt!“ So ein Kompliment geht doch runter wie olie…