Nelson-Mandela-Gedenktag 2020
Die engagierten Mitglieder der Nelson-Mandela-AG der Gesamtschule, Christina Prinz, Waltraud Zumbrägel, David Kohlleppel und Anil Kocak hatten dieses besondere Event gemeinsam mit vielen außerschulischen Partnern detailliert und mit technischem know how von langer Hand geplant. Im Focus des nachhaltig angelegten Konzepts war und ist dabei immer der Gedanke der Begegnung, einer Begegnung mit Menschen, die sich auskennen im südlichen Afrika. Als Beispiel hierfür sei Ruth Weiss genannt, einer Frau aus dem Umkreis von Nelson Mandela, die im vergangenen Jahr 95-jährig zur Einweihung der Mensa vor Schüler*innen der Gesamtschule sprach.
Weil eben diese Menschen, die Brücken bauen können zum südlichen Afrika und den großen Gedanken des Nelson Mandela coronabedingt nicht in die Schule kommen konnten, wurde dann nur im ganz kleinen Rahmen an den Todestag des Namenspatrons gedacht. Hierzu versuchte jede*r Fachlehrer*in im Unterricht einen Bezug zu Nelson Mandela herzustellen.
Ein Deutschkurs im 9. Jahrgang entwarf beispielsweise Informationstexte für die Website der Schule unter der Leitfrage, warum Nelson Mandela als Namenspatron geeignet sei.
Die Klasse 6e hörte interessiert und ausdauernd einer Biografie über den damaligen Präsidenten Südafrikas zu, einem Kinderbuch mit informativen, spannenden Erzählungen und unverwechselbaren Illustrationen.
Außerdem hatten alle Jahrgänge die Möglichkeit, ein virtuelles Quiz über das Leben Nelson Mandelas via Kahoot zu spielen, welches Frau Högemann von der Stadtbücherei freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte.
Ein ganz besonderes Highlight konnte aber doch wie geplant durchgeführt werden: die Videokonferenz mit dem niederländisch-deutschen Autoren, Historiker und Pädagogen Lutz van Dijk unter der Fragestellung „Wie entwickelt sich die soziale Ungleichheit in Südafrika?“
Weil ihm, der abwechselnd in Kapstadt und Amsterdam lebt, Armut begegne, sobald er die Haustür verlasse, erklärte van Dijk, gründete er Anfang 2001 zusammen mit der Südafrikanerin Karin Chubb und anderen Aktivisten in einem Township bei Kapstadt die Hilfsorganisation HOKISA (Akronym für Homes for Kids in South Africa), welche Kinder und Jugendliche versorgt, die ihre Eltern durch AIDS verloren haben oder selbst infiziert sind. 2002 wurde das erste HOKISA-Heim in der Nähe von Kapstadt eröffnet, für die, die für den Tod zurückgelassen waren.
Um das Kinderhaus zu finanzieren sind sie bis heute auf Spenden angewiesen. Mit seinen regelmäßigen Lesereisen durch Europa trägt Lutz van Dijk dazu bei, dass Schulgeld und Medikamente für die Kinder langfristig gezahlt werden können.
Teilnehmende der Video-Konferenz waren ca. 40 Schülerinnen und Schüler der Q2,verteilt auf zwei Räume. ( drei Teilnehmer*innen der Mandela AG, Herr Kocak, Herr Kohlleppel, Frau Zumbrägel, die Oberstufenleitung, Herr Koschinski, und die stellv. Schulleitung Frau Rindelhardt.)
In der ersten Hälfte der Veranstaltung trug Herr van Dijk vor, wie das Leben in Kapstadt sich in den letzten Jahren für die Bevölkerung verändert habe. Ferner stellte er immer wieder Rückbezüge zu Nelson Mandela her. Darüber hinaus – bereits im Vorfeld sowohl mit Herrn van Dijk als auch mit den Organisatoren im Gespräch abgeklärt – wurde das Thema der Armut und ‚sozialen Frage‘ forciert und zentriert. Die Schüler*innen hatten in ihren Sozialwissenschaftskursen gerade das Thema „soziale Ungleichheit“ thematisiert, so dass für eine unterrichtliche Einbettung gesorgt war.
Herr van Dijk verstand es mit gezielten Pointen und emotional geführtem Gespräch, bei gleichzeitiger Anwendung von sachlichen Fakten, die Schüler*innen und die anwesenden Lehrer*innen zu begeistern.
Des Weiteren erklärte er Grundlagen des Verständnisses von Südafrika als Staat, z.B. die Vielzahl an Völkern und Sprachen, die ausgeprägte Freiheit in weltanschaulichen Dingen, Freiheit für religiöse und areligiöse Menschen. Die Sprache der Xhosa diente ihm hier als wiederkehrendes Beispiel.
Der zweite Teil dieser Veranstaltung war den Fragen der Schüler*innen eingeräumt. Auch dieser Teil der Veranstaltung wurde von den Anwesenden gerne aufgegriffen und es wurden zahlreiche unterschiedliche Fragen gestellt. Durch die Fragen der Schüler*innen ergab sich zudem ein Gespräch, in dem herauskam, dass z.B. das Apartheidsystem bis heute deutlich im Alltag spürbar ist. Es gibt nach wie vor weitgehend segregierte Lebensräume für verschiedene Bevölkerungsgruppen.
Gegen Ende wurde thematisiert und durch einen Schüler erläutert, wie die Schule im Zusammenhang mit dem Namensfindungsprozess 2017/18 zu ihrem Namen gekommen ist.
Sollte das Konzept des Nelson-Mandela-Aktionstags im nächsten Jahr zum Tragen kommen, so wäre es natürlich ein Höhepunkt, wenn es gelingen würde, diesen eloquenten und in jedem Satz wertschätzenden Gesprächspartner erneut für die Schule gewinnen zu können