Wie in einer echten Firma: neue „Azubis“ in der Schülerfirma „Auszeit“

Hier sind die Schülerinnen und Schüler aber auch für alles hinter den Kulissen verantwortlich: Buchhaltung, Bestellungen, Öffentlichkeitsarbeit und Dienstpläne gehören auch zum Arbeitsbereich der 8.-10. Klässler.
Und jedes Schuljahr müssen auch wieder ca. 26 neue „Azubis“ eingestellt und eingearbeitet werden. Und auch die Bewerbungs- und Einarbeitungsphase wird von dem Team organisiert und durchgeführt.
So wurde im Februar erstmal die Werbetrommel gerührt und in allen 8. Klassen die Mitarbeit in der Schülergenossenschaft vorgestellt. „Die Vorstellung in den Klassen hat mich neugierig gemacht, auch hatte ich von der Schwester einer Freundin schon viel Gutes über das Arbeiten hier gehört“, antwortet Nele Kloer (8c) auf die Frage, warum sie sich beworben hatte. Dafür musste erstmal eine schriftliche Bewerbung verfasst werden, die einen Lebenslauf und ein Motivationsschreiben enthalten sollte. Wie im echten Leben gab es dafür auch dafür eine Deadline. „Wie gut, dass wir das gerade im Deutschunterricht als Thema hatten, so wussten wir genau, wie so etwas aussehen muss“, bemerkte Finn Möcklinghoff (8d) rückblickend. Auch sollte sich jeder Bewerber schon mal überlegen, in welcher Abteilung er oder sie später mitarbeiten wolle.
Anschließend wurden Bewerbungsgespräche von erfahrenen Mitarbeitenden der höheren Jahrgänge geführt – alles in deren Freizeit, sei nur am Rande erwähnt. „Erst bekamen wir alles vorgestellt, wie hier alles abläuft. Eigentlich war es ein lockeres, entspanntes Gespräch, bei dem ich mich wohl gefühlt habe“, äußerte sich Luca Inqui (8e), der seinen Entschluss nicht bereut hat: „Ein guter Freund aus der 10 hat mir mal alles gezeigt und da war ich echt begeistert, dass an unserer Schule so etwas Großes aufgebaut wurde. Ich empfinde die Zeit hier gar nicht so richtig als Arbeit, weil es echt Spaß macht!“
Neben den klassischen Fragen, warum man eigentlich in der Schülerfirma und in der jeweiligen Abteilung mitarbeiten möchte und wie man sich die Zusammenarbeit im Team vorstelle, wurden auch ungewöhnliche Fragen gestellt, erinnert sich Finn: „Wir bekamen auch Fragen gestellt, auf die wir uns gar nicht so richtig vorbereitet haben, wie z.B. welche Superkraft wir gerne hätten oder welches Tier wir wären. Dabei wollten die wahrscheinlich sehen, wie spontan wir auf Unvorhersehbares reagieren.“ Das konnten auch Lene Wienkamp (8d) und Nele bestätigen. Alle haben eine Zusage erhalten und befinden sich momentan noch in der achtwöchigen Probezeit.
Luca und Finn arbeiten neben dem Verkauf in den Pausen in der IT-Abteilung mit. Das digitale Kassensystem, die Videoüberwachung, Lautsprecheranlagen und Bildschirme müssen regelmäßig gewartet und konfiguriert werden. Lene und Nele arbeiten beide in der Buchhaltung mit, es werden Rechnungen gestellt, bezahlt und abgelegt. Das erledigen sie meistens in den Pausen, wenn sie nicht im Verkauf eingeteilt sind. Jede Abteilung hat dort auch eine eigene To-do-Liste, aber Dinge wie Komplettreinigung der Kaffeemaschinen, das Kassensystem, die Industriespülmaschine und die täglichen Abläufe im Verkaufsraum müssen natürlich allen geläufig sein.
Um alles gut zu organisieren, benutzt das Team die App Trello. Dort werden Dienstpläne, Checklisten der Arbeitsabläufe und Veranstaltungen eingetragen. Ein gemeinsamer Googlekalender wird zusätzlich noch geführt. Immer mehr externe Gruppen melden sich nämlich inzwischen für Teamsitzungen oder Vereinstreffen an, da die Räumlichkeiten in Verbindung mit der Bewirtung sehr geschätzt werden. „Allein in dieser Woche waren es bereits vier Veranstaltungen, die vom Schülerteam neben dem ganz normalen Verkaufsgeschäft organisiert werden mussten. Neben der Vorbereitung und dem professionellen Service gehört dann auch immer dazu, am Beginn kurz die Genossenschaft vorzustellen. Das ist für manche eine echte Herausforderung!“, so Gründer und Leiter Jörg Klose.
Alles wird in der regelmäßig stattfindenden AG-Sitzung am Freitagnachmittag besprochen. Zusätzlich hat jeder noch einen festen Ansprechpartner aus den höheren Jahrgängen, der mit Rat und Tat zur Verfügung steht.
Zum Abschluss der achtwöchigen Probezeit wurden noch individuelle Reflexionsgespräche geführt, nicht nur, um ein individuelles Feedback zu geben, sondern auch um nach möglichen Verbesserungsvorschlägen zu fragen und dem ersten Eindruck nach der Einarbeitungsphase.
Dann wurde ein Arbeitsvertrag unterschrieben. Um die Kommunikation in den einzelnen Teams noch zu verbessern, ist in Zukunft noch etwas Neues in Planung: zu teambildende Aktionen treffen sich alle in der „draußenzeit“ in Hembergen, um in entsprechenden Workshops, das Miteinander und Vertrauen untereinander noch zu stärken.
„Ich habe durch die Arbeit hier mehr Struktur in meinem Alltag bekommen. Ich bin z.B. morgens für das Aufschließen zuständig, was ja eine große Verantwortung ist! Das wirkt sich auch positiv auf den Rest der Woche aus“, antwortet Finn auf die Frage, was er persönlich denn davon habe, sich hier ehrenamtlich zu engagieren.
Alle waren sich einige, dass ein weiterer Benefit natürlich auch sei, dass das gemütlich eingerichtete Büro, das nur für das Team reserviert ist, ein Anlaufpunkt ist, auch außerhalb des Dienstes, sich zu treffen, sich mal auszuruhen oder zurückzuziehen.
Was auf den gemütlichen, mit bunten Kissen gepolsterten Pallettensofas auch bestimmt richtig gut möglich ist.